Marktplatz mit Rathaus und Mariensäule

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Grossansicht in neuem Fenster: Marienplatz bei NachtBildnachweis: © Markt Frontenhausen

 

Der fast quadratische Marienplatz bildet den Mittelpunkt der Marktgemeinde Frontenhausen. In seinem Zentrum wacht die Marienstatue von 1874 über den Ort und seine Bewohner. Die Bausubstanz der Gebäude um den Marktplatz geht teilweise bis ins 18. Jahrhundert zurück - und fast alle haben ein aus Ziegelsteinen gemauertes Kellergewölbe. Die Grundmauern können dabei sogar noch älter sein. Dieser Platz dürfte eine Anlage der Wittelsbacher Landesherren sein, die den Markt 1386 übernommen haben und von 1418 bis 1423 eine Mauer mit drei Toren um den Ort errichten ließen. Besser: Dominierender Bau an der Westseite des Platzes ist das 1737 errichtete Gebäude, welches früher als Brauerei diente und heute das Rathaus und die Apotheke beherbergt.

 

Das Rathaus bestand in der Vergangenheit aus zwei Hausnummern und wurde ca.1737 erbaut. 1815 befand sich dort der Rammerbräu mit realer Brauerei- und Tafernengerechtigkeit. Noch heute weisen zwei mächtige, aus Ziegelsteinen gemauerte Keller unter dem Rathaus auf diese Funktion hin. Später befand sich hier das Postamt und eine Polizeistation. Das Gebäude links, heute die Marienapotheke, wurde 1846 als Haus des Marktschreibers und Gerichtshalters bezeichnet. (Marienplatz 1, Apotheke, Denkmalliste D-2-79-115-20; Marienplatz 3 und 5, Rathaus, bildet eine Baueinheit mit Marienplatz 1, Denkmalliste D-2-79-115-21)

 

Grossansicht in neuem Fenster: Rathaus früher  Glocke

Rathaus und Apotheke nach dem II. Weltkrieg. Glocke im Dachreiter auf dem Rathaus. Foto Rathaus © Markus Renkl aus der Sammlung seines Vaters Meinrad Renkl; rechts: Glocke im Dachreiter © Markt Frontenhausen


Beeindruckend sind die alten, originalen handgeschlagenen Eichenbalken, welche im zweistöckigen Dachstuhl verbaut wurden. Im neuzeitlichen Dachreiter befindet sich die alte Feuerglocke von 1853. Sie wurde in der Gießerei Joseph Bachmair in Erding gegossen.

 

Die Gebäude rings um den Marktplatz beherbergten in der Mitte des 19. Jahrhunderts acht Wirtshäuser mit und ohne Braurechte sowie mit Weißbierausschank, vier Handwerker (Lebzelter/Zuckerbäcker, Fleischbank der Metzgerzunft, Hutmacher, Metzger und Schmied) und drei Kramer und Händler. Die Überzahl der Wirtshäuser erklärt sich sicher mit der Funktion des Marktplatzes, als der Stelle in Frontenhausen, an dem sich das öffentliche Leben abspielte. Hier hielten die Händler Rast auf der Durchreise, hier wurde jede Woche Viehmarkt gehalten und das Getreide gehandelt (Schranne), hier war der öffentliche Gerichtsplatz und hier wurden die großen Jahrmärkte abgehalten.

 

Die Geschichte der im 8./9. Jahrhundert an einem Übergang über die große Vils gegründeten Siedlung ist vornehmlich mit den Bischöfen von Regensburg und den Herzögen von Bayern verknüpft. 1226 war Frontenhausen an das Hochstift Regensburg gefallen, während die Grafschaftsrechte (Hochgericht) an die Herzöge von Bayern übergingen. Im April 1386 musste der Ort vom Regensburger Bischof Johann von Moosburg (ein unehelicher Sohn Herzog Stephans III. von Bayern) aus Geldnot an die Wittelsbacher verkauft werden. Im September desselben Jahres bestätigte der Herzog dem Markt seine Rechte sowie drei Jahrmärkte. Darauf verweist der Marienplatz als Marktplatz, der mit seinem seltenen quadratischen Grundriss Denkmal dieser Rechts- und Herrschaftsgeschichte geblieben ist. Von der zwischen 1418 und 1424 errichteten Marktbefestigung mit ehemals drei Toren, von denen das letzte erst 1903 abgebrochen wurde, haben sich keine das Ortsbild bestimmenden Spuren erhalten.

 

Bild Mariensäule 1  Bild Mariensäule 2  Bild Mariensäule 3
Unteres Tor im Osten an der Kreuzung Bahnhof mit Gangkofener Straße, Oberes Tor an der Vilsbiburger Straße im Westen und im Norden das sogenannte "Geißelungstor" an der Dingolfinger Str. © Josef Wunderlich

 

1974 wurde der Marienplatz zum ersten Mal eingefasst und mit einer Teerdecke versehen. Das ganze Rund hatte sich nun dem Autoverkehr unterzuordnen und diente von da ab als Abstellplatz. Inmitten von zugeparkten Autos war die Aufenthaltsqualität der Anlage sehr gering. Dipl. Ing. Kreisheimatpfleger Dr. Fritz Markmiller entwarf deshalb eine neue zentrale Anlage aus Beton und Stein im Stil des damaligen „Brutalismus“. So wurde der Marktplatz vor ein paar Jahren mit dem Ziel saniert, ihn für die Bürger attraktiver zu machen und seine Aufenthaltsqualität zu steigern. Fertigstellung war im August 2009. Der Lehm für den verlegten Klinkerstein „Frontenhausen“ wurde nicht weit von hier - im Vilstal - abgebaut und gebrannt. Damit konnte bei der Materialauswahl sowie bei der Berufung der Architekten und der Gestalterin des Brunnens die gewünschte Regionalität erreicht werden. Aus dem denkmalgeschützten Ensemble Marienplatz wurde ein echter Mittelpunkt des öffentlichen Lebens. Seine quadratische Form macht ihn zusammen mit dem Marienbrunnen und den attraktiven Bürgerhäusern einzigartig im Umkreis. 

 

Die Dreizahl der Tore und deren Namen verweisen auf die Verkehrslage an der rechts des Flusses verlaufenden Vilstalstraße, welche die Südtangente des Platzes bildet und eine Abzweigung nach Norden in Richtung Dingolfing entsendet, die am Nordosteck den Platz verlässt. Der Ort wurde vor allem 1536 und 1779 von Bränden heimgesucht, so dass von der ursprünglichen Holzbauweise im Markt selbst nichts erhalten geblieben ist. Die bestehende Bebauung reicht teilweise noch in das 18. Jahrhundert zurück und ist meist zweigeschossig, wobei die älteren Gebäude giebelseitig zum Platz stehen. An der Westseite bilden Apotheke und Rathaus von 1737 mit ihrem gemeinsamen traufseitigen Walmdach eine geschlossene Platzfassade. Die Verbindung von weltlichem Markt und christlicher Ortsgeschichte wird zudem durch die Mariensäule von 1874 dargestellt, die an das Dogma der Unbefleckten Empfängnis von 1854 erinnert.

 

Sieben Jahre Planung und viele Diskussionen brauchte es, bis am 6. Juli 1874 die Mariensäule endlich eingeweiht werden konnte. Der Plan, unter ihr ein Löschwasserreservoir mit Brunnen für die Feuerwehr anzulegen, wurde nie umgesetzt. Die Figur stellt - ganz nach damaligem Zeitgeschmack - die „Maria Immaculata, die unbefleckte Gottesmutter“ dar und ist aus Zinkguss angefertigt. Sie hat eine Höhe von 1,75 Meter. Als Zeichen ihrer Reinheit hält sie eine Lilie in ihrer Hand. Ursprünglich war sie nur bronziert, aber einige Zeit später ließ der damalige Lehrer Carl Fetzner die Marienfigur auf eigene Kosten vergolden. Der Stein der Säule stammt aus den Brüchen von St. Margarethen, einem der ältesten noch aktiven Werksteinbrüche im österreichischen Burgenland. Der jetzige Brunnen wurde erst im Zuge der Marktplatzsanierung 2009 in das Ensemble integriert. Seit der Errichtung des Marktplatzes ist es bereits die dritte Mariensäule.

 

Grossansicht in neuem Fenster: Mariensäule 1874Bildnachweis: © Markt Frontenhausen   Marienplatz 2004Bildnachweis: © Markt Frontenhausen   Bild Mariensäule aktuell

Die Mariensäule in der Form von 1874, 1974 und heute.