Herzlich willkommen in Frontenhausen!

Bild Frontenhausen alt

 

Der Markt Frontenhausen als Kupferstich von Michael Wening (1723)

 

Im Jahre 1696 gab Kurfürst Max Emanuel seinem Hofkupferstecher Michael Wening den Auftrag, eine „bildhafte Beschreibung des Kurfürsten- und Herzogtums Ober- und Niederbayern" zu erarbeiten. Wening bereiste die vier Rentämter (damalige Verwaltungsbezirke) München, Landshut, Straubing und Burghausen und skizzierte „aufs Genaueste" Bayerns Ortschaften, Schlösser, Klöster und Kirchen.

 

Von links nach rechts ist zunächst der Turm der Hofmark Thurn an der heutigen Eggergasse zu sehen, ihm folgt die herausgehobene Fassade des damaligen Rathauses auf der Südseite des Marktplatzes. Vor der Marktmauer ist die hölzerne Vilsbrücke zu erkennen. Dahinter mit dem linken, kleineren Turm die Corporis-Christi-Bruderschafts-Kapelle am Platz des heutigen Kriegerdenkmals, davor die Pfarrkirche. Der schließt sich rechts der mächtige Pfarrhof an. Weit draußen im Westen, vor den Toren des Markts, der Pestfriedhof mit der Sebastianikapelle,

 

Landkarte Frontenhausen

 

Die niederbayerische Vils, ein Fluss des tertiären Hügellandes zwischen Isar und Rott, entspringt etwa 9 km westlich von Taufkirchen im Landkreis Erding und mündet nach ca. 100 km bei Vilshofen in die Donau. Ihr oberirdisches Einzugsgebiet hat eine Größe von knapp 1.500 Quadratkilometern. Das Tal der Vils ist landwirtschaftlich geprägt, außerdem befinden sich mehrere Wasserkraftwerke am Fluss. Bei Marklkofen fließt sie in einem Naturschutzgebiet durch einen Stausee, der auch zur Naherholung dient.

 

Woher der Name „Vils“ kommt, ist nicht ganz klar. Als Deutung wird auf indogermanisch „pel“, was so viel heißt wie „gießen, fließen“, verwiesen, aber auch auf westgermanisch „felu“, was so viel wie „Sumpf“ bedeutet (Wolf-Armin Frhr .v. Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen, München 2006, ISBN 978-3-406-55206-9, Stichwort Vilsbiburg).

 

Die Geschichte Frontenhausens beginnt mit einem Knochenfund (Unterkiefer) eines Deinotherium bavaricum, auch Dinotherium oder „Hauerelefant“ genannt, in einer Kiesgrube nördlich von Loitersdorf. Das Rüsseltier lebte im späten Miozän, vor 11 bis 5 Million Jahren, in unserer Gegend.

 

 

Vorzeitliche Bodendenkmäler

In unserer Gemeinde sind verschiedene sehr alte Bodendenkmäler vorhanden, u.a. Siedlungen der Münchshöfener und der Altheimer Gruppe sowie des Endneolithikums. Die Münchshöfener Kultur, mit dem Kerngebiet im Donauraum Bayerns, begann etwa um 4500 v. Chr. und endete um 3900/3800 v. Chr. . Die Altheimer Gruppe ist eine „Kulturerscheinung” des späten Jungneolithikums zwischen 3800 v. Chr. und 3400/3300 v. Chr.. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in Niederbayern. Hinzu kommen verebnete Grabhügel und Grabenwerke vorgeschichtlicher und frühgeschichtlicher Zeitstellung sowie Siedlungen der Stichbandkeramik, der Gruppe Oberlauterbach, sowie der Bronze-, Urnenfelder- und Latènezeit und des frühen Mittelalters. Die Urnenfelderkultur ist die am weitesten verbreitete mitteleuropäische Kultur der späten Bronzezeit. Sie bestand etwa von 1300 v. Chr. bis 800 v. Chr. Die Urnenfelderkultur folgt auf die Hügelgräberkultur der mittleren Bronzezeit. Um 800 v. Chr. entwickelt sich aus der spätbronzezeitlichen Urnenfelderkultur (ca. 1300 v. Chr. bis 800 v. Chr.) die Hallstattkultur (800–450 v. Chr.), auf diese folgte ab 450 v. Chr. bis zur Zeit um Christi Geburt die Latènekultur. Damit können wir für unseren Raum mit einer Besiedelung von über 6000 Jahren bis heute rechnen.

 

Völkerwanderungszeit

In der modernen Forschung ist von einer geschlossenen Einwanderung und Landnahme eines quasi fertigen Volkes keine Rede mehr. Es wird von einer Stammesbildung der Bajuwaren im eigenen Land, also dem Land zwischen Donau und Alpen, ausgegangen. In der Lex Baiuvariorum, in der das alte Volksrecht des bayerischen Stammesherzogtums ab 635 zusammengefasst wurde, werden die Adelsgeschlechter der Huosi, Trozza, Fagana, Hahiligga und Anniona neben dem Herzogsgeschlecht der Agilolfinger ausdrücklich genannt. Dabei kann es sich um die Führungsschichten der ehemaligen Stämme handeln, die sich so Sonderrechte im neuen Herzogtum gesichert hatten. Welches dieser Geschlechter im Vilstal herrschte, lässt sich nicht mehr bestimmen. (Harald Siems: Lex Baiuvariorum. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 18, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 3-11-016950-9, S. 305–315.)

 

Reihengrab aus der Merowingerzeit

Es handelt sich dabei um das Bodendenkmal (D-2-7441-0124) eines "frühmittelalterlichen Reihengräberfeldes" in Wassing (Pfarrei Frontenhausen). Die Fundobjekte stammen aus dem mittleren Drittel des 7. Jahrhunderts und lassen auf eine männliche und eine weibliche Bestattung schließen. Es handelt sich dabei jeweils nur um Teile einer kompletten Grabausstattung, die entweder bereits zeitgenössisch geplündert oder eben modern nicht vollständig geborgen wurde. Ohrringe und eine Sax gehören ebenso wie die gefundenen Glasperlen zum geläufogen Fundgut des Frühen Mittelalters und lassen nicht auf außergewöhnliche Bestattungen schließen. Neben diesen Skelettfunden gab es weitere Grabfunde: 1928 wurde beim Graben einer Odelgrube ein west-ost orientiertes Skelett mit einer eisernen Messerklinge und einigen Perlen gefunden. Im Winter 1929/30 stieß der gleiche Grundstücksbesitzer wieder auf zwei Skelette, als Beigabe wird ein Ohrringbruchstück aus Silber erwänt. 1956 wurde etwa 15 m von der Fundstelle von 1928-30 entfernt ein weiteres Grab angeschnitten und die Beigabe, ein Eisenmesser, geborgen.

 

Synode von Reisbach 799

Nach dem Sturz von Tassilo III. im Jahr 788 kamen die bayerischen Bistümer unter den Einfluss und den Schutz Karls des Großen, was am Ende zur Schaffung einer bayerischen Kirchenprovinz führte. 789 wurde der Salzburger Bischof Arn deren erster Erbischof. Er hat am 20. Januar 799 zu einer erstern großen Synode Bischöfe und Äbte nach Reisbach eingeladen. Die Synode wurde in Freising fortgesetzt und in Salzburg abgeschlossen. Teilnehmer waren neben dem Erzbischof alle anderen damaliegen bayerischen Bischöfe, ferner die Äbte der Klöster von Niederaltaich, Chiemsee, Tegernsee, Wessobrunn, Kremsmünster, von Cremona, Münchmünster und vielleicht von Isen und von Moosburg, sowie einige Erzpriester, Priester und Diakone. Diese hochgestellten Persönlichkeitenn führten viele Begleiter, Wägen und Pferde mit sich, welche sicherlich nicht alle in Reisbach untergebracht und/oder versorgt werden konnten. Es ist naheliegend, dass das ganze mittlere Vilstal hier aufgeboten war, die Synode zum Gelingen zu bringen.

 

Orte mit der Namensendung "-hausen" 

Sie sind typisch für die Siedlungsgründungen im Zuge der fränkischen Landnahme, die im späten 5. bis 7. Jahrhundert stattfand, und den anschließenden Erweiterungen des Frankenreiches auf Bayern, Österreich und Sachsen bis zum 9. Jahrhundert hin. Die ursprünglich wohl als Einzelgehöft oder Weiler gegründeten Siedlungen erwuchsen zum Kern einer Stadt oder eines Marktes. Daher wurden zumeist Bestimmungswörter des Gründers, wie in unserem Fall "Franto", mit der Endung "hausen" verknüpft. Daraus ergab sich dann "Frontenhausen", die Häuser des Franto. Das viel jüngere Wappen des Marktes mit einem silbernen Haus samt rotem Dach auf blauem Grund spiegelt so die Entstehungsgeschichte wider.

 

Fliehburg des 10. Jahrhunderts

Der Burgstall „Schanze“-Berg bezeichnet eine abgegangene mittelalterliche Höhenburg im Markt Frontenhausen. Er liegt ca. 300 Meter südsüdwestlich von Haag und wird als Bodendenkmal (D-2-7441-0002) mit der Bezeichnung verebneter Burgstall des Mittelalters“ geführt und ist im Urkataster als „Schanze“ eingetragen. Heute wird er auf topographischen Karten auch öfters als „Römerschanze“ bezeichnet. Dieses Bauwerk diente tatsächlich aber als Fliehburg für die Bevölkerung der nahen Siedlung an der Vils aus einer Zeit vermutlicher Plünderungszüge von Ungarn zwischen 900 und 945 n.Chr.. Der Birnbach, oberhalb dessen sich diese bisher nicht ausgegrabene Ruine befindet, macht eine leichte Biegung. Damit liegt das Bauwerk nicht einsehbar von der alten Vilstalstraße aus sehr geschützt. Alte Sagen berichten, dass dort in bestimmten Nächten ein Goldschatz zu heben sei, dass man jedoch bei der Bergung auch nicht den leisesten Laut von sich geben dürfe. Daher ist er bisher noch nie gefunden worden.

 

Grafen von Frontenhausen

Seit dem 11. Jahrhundert erscheint in Urkunden immer wieder ein Adelsgeschlecht, das sich nach Frontenhausen nannte. Da aus dieser Zeit nur wenige Dokumente erhalten geblieben sind, kann keine zusammenhängende Geschichte dieser Familie geschrieben werden. Seit Jahrhunderten versuchten die bekanntesten bairischen Historiker aus den verfügbaren Unterlagen Familienzusammenhänge abzuleiten.

 

Um 1064 wird ein Cuno Graf von Frontenhausen, Megling und Ruprechtsberg genannt. Er wird als Gaugraf vom Viehbachgau und Isengau bezeichnet. Frontenhausen wird als zentraler Ort dieser Adelsfamilie angesehen. Der Titel Graf war zu dieser Zeit noch eine Amtsbezeichnung, die der König einer einzelnen Person verlieh. Den Titel durften die übrigen Familienangehörigen nicht tragen. Auch konnte er nicht in der Familie vererbt werden.

 

In der Gründungsgeschichte des Klosters Baumburg wird Adelheid von Frontenhausen als Klostergründerin genannt. Laut diesem Bericht aus dem 12. Jahrhundert war sie die äußerst liebreizende Tochter des mächtigen und reichen Grafen Cuno, dessen Familiensitz in Frontenhausen war.

 

Mitte des 12. Jahrhunderts wird die Urkundenlage deutlich besser. Seit ca. 1140 kann eine Grafschaft Frontenhausen nachgewiesen werden. Es ist nicht eindeutig zu klären, ob diese Grafschaft aus der Teilung der Erbgüter des Grafen Cuno von Meglingen hervorgegangen ist, der zu dieser Zeit ohne Nachkommen verstarb. Die Besitzungen in dieser wieder neu gebildeten Grafschaft erhielt Graf Heinrich II von Lechsgemünd, der vermutlich mit dem Adelsgeschlecht Meglingen-Frontenhausen eng verwandt war.

 

Sein Sohn Heinrich III. nannte sich Graf von Frontenhausen und besaß weitere Grafschaften im Süden Bayerns und im Pinzgau. Dieser Heinrich von Frontenhausen-Lechsgemünd hatte zwei Söhne. Otto sollte die Nachfolge in der Grafschaft antreten. Konrad, der zweite Sohn, schlug die geistliche Laufbahn ein und wurde 1204 Bischof Konrad IV. von Regensburg. Konrad hatte als Kanzler König Philipps von Schwaben auch hohe politische Ämter inne.

 

Als Otto in jungen Jahren verstarb, war Bischof Konrad der einzige Erbe seines Vaters Heinrich von Frontenhausen-Lechsgemünd. Bischof Konrad verkaufte die Besitzungen im Pinzgau an den Erzbischof von Salzburg. Mit Hilfe des hohen Kaufpreises finanzierte er die Gründung des Katharinen-Spitals in Regensburg. Die Besitzungen in der Grafschaft Frontenhausen mit den Märkten Frontenhausen, Essenbach und Pilsting vermachte er dem Hochstift Regensburg. Mit Bischof Konrad starb 1226 das Geschlecht der Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd aus.

 

Marktrechte

„Markt“ wird Frontenhausen in den beiden Urkunden von 1386 genannt, mit denen zum einen im April der Bischof seine Herrschaft Teisbach mit u.a. Frontenhausen an die bayerischen Herzöge verkaufte. Diese bestätigten und erweiterten das Marktrecht zum anderen noch im September des gleichen Jahres. Eine erste urkundliche Bezeichnung als Markt findet sich bereits in einer Tradition des Klosters Aldersbach von 1385.

 

Bischof Siegfried von Regensburg bestätigte am 4. September 1240, dass in seiner Gegenwart Otto, sein früherer Richter in Teisbach, und dessen Gemahlin im Einvernehmen mit ihrem Sohn und ihrer Tochter einen Hof in Frontenhausen dem Katharinen-Spital in Regensburg übereignet haben. Damit haben wir einen ersten Nachweis einer Verwaltungsstruktur im Hochstift Regensburg für unser Gebiet, bald nach dem Konradinischen Erbe von 1226.

 

Am 19. Februar 1296 gab König Adolf seine Genehmigung zum Verkauf der reichslehenbaren Grafschaftsgerichte (Hochgericht) an den Regensburger Bischof durch die Herzöge Otto, Ludwig und Stephan in dessen verschiedenen Hofmarken der Herrschaft Teisbach, darunter auch Frontenhausen. Der Erzbischof von Salzburg musste im Namen des Reiches von den Herzögen die Auflassung entgegennehmen und den Bischof damit belehnen. Wieso der Bischof als Landesherr hier Hofmarken an den verschiedenen Zentralorten einrichtete, bleibt zu klären. An und für sich stehen solche Niedergerichtsbezirke eines Adeligen oder Klosters unter der Oberhoheit eines Landesherrn. Es kann aber auch sein, dass damit die Frühform einer Selbstverwaltung dargestellt werden sollte, die später dann in der Rechtsform eines Marktes endete.

 

Unter Herzog Heinrich dem Reichen von Landshut mussten die Marktbewohner eine Ringmauer bauen. Die Bauzeit währte von 1418 bis 1423. Drei Tore schützten die Ortsausgänge nach Osten, Norden und Westen. Wegen der Baulasten wurde 9 Jahre Steuerfreiheit gewährt. Diese Mauern und die drei Tore, deren Giebel auf dem Stich von Wening zu sehen sind, bestehen nicht mehr. Das Vils- oder Dingolfinger Tor wurde 1870 abgebrochen, das Untere Tor, durch das man den Ort in Richtung Marklkofen verließ, fehlt seit 1876, das Obere oder Vilsbiburger Tor verschwand als letztes 1903. 1385 verkaufte Niklas Trenbeck den Brückenzoll an der Vils an Ott den Eckher. Bald darauf ist der Landshuter Herzog in den Besitz dieser Zollstation gekommen und verkaufte sie 1414/15 seinerseits samt einem Gasthaus vor dem Markt gegen jährlich 10 Pfund Pfennige an die Bürger von Frontenhausen.

 

Hofmark Thurn

Neben dem Unteren Tor erscheint auf dem Wening-Stich im Osten ein Turm, ein alter Edelsitz, zu dem zwei Ökonomiehöfe (Thurnbauer und Schlossbauer) gehörten. Im 14. Jahrhundert übernahmen die Eckher vom Geschlecht der Thurn diesen Besitz bei Frontenhausen, der bereits 1253 urkundlich erwähnt worden ist. 1461 nennt sich Jobst Eckher erstmals zu Prun und Thurn. Ulrich Eckher von Karpfing (1580-1631) verkaufte schließlich verarmt die Hofmark Thurn samt Piegendorf an den Abt des Klosters Aldersbach. Dort verblieb die Herrschaft bis zur Säkularisation 1803 und wurde dann mit dem Gemeindeedikt 1818 in den Markt Frontenhausen integriert. Auffallend ist, dass die Straße von Gangkofen nach Dingolfing infolge dieser Besitzverhältnisse nie durch den Markt Frontenhausen führte, sondern immer an diesem vorbei. So entgingen dem herzoglichen Markt die Steuern der Händler, die sich auf dieser Straße bewegten und eigentlich im Markt ihre Waren anbieten und damit versteuern hätten müssen.

 

Pfarrkirche

Für das Jahr 1146 ist mit Gerungus ein erster Priester urkundlich bekannt, ein weiterer dann für 1285. Vor dem Haupteingang der Kirche befindet sich ein romanischer Taufstein, der aus dem 12. Jahrhundert stammt und sich wohl in der ursprünglichen Kirche befand. Der heutige Bau, eine Pseudobasilika, stammt vom Ende des 15. Jahrhunderts. Ältestes Ausstattungsstück dieser Epoche ist ein Chorbogenkreuz von ca. 1460. Im 17. Jahrhundert wurde die Kirche im barocken Stil unter Pfarrer Melchior Thumb umgebaut und erneuert. In der Mitte des 19. Jahrhunderts änderte sich, ganz im Sinne der damaligen Zeit, das Kircheninnere erneut. Der Bildhauer Anselm Sickinger aus München hat es damals im neugotischen Stil ausgestattet (Hochaltar, Seitenaltäre und Kanzel). 1936/37 wurde schließlich der westliche Anbau, der sogenannte „Rosstausch“, errichtet. 1987 hat im Rahmen einer Kirchenrenovierung der Dingolfinger Architekt Dr. Dipl. Ing. Fritz Markmiller den neuen Volksaltar sowie den Prospekt für die neue Orgel entworfen.

 

Marktbrand von 1536

Die Häuser waren damals noch aus Holz gebaut und so brannte bei dieser verheerenden Feuersbrunst, die als die schwerste in der Geschichte von Frontenhausen gilt, fast der gesamte Markt nieder. Selbst das südliche Seitenschiff der Pfarrkirche wurde ein Raub der Flammen und musste anschließend wieder mühselig aufgebaut werden.

 

30-jähriger Krieg (1618-48)

Der Feind – der Schwede – war im Land, in unserem Markt und in allen umliegenden Orten. Es ging um Haus und Hof, um Hab und Gut, um Leib und Leben. Johann Reichsfreiherr von Werth (1591 – 1652), einer der bekanntesten deutschen Reitergeneräle im Dreißigjährigen Krieg, zog durch Frontenhausen. 1623 baten die armen Leute aus dem hiesigen Siechenhaus die Marktverwaltung um Salz und Holz, da ihre Not so groß war. 1646 kamen sogar drei Bettler aus elsässischen Orten nach Frontenhausen. 1648 wurden drei Ratsherrn von den Schweden als Geiseln verschleppt, für deren Freilassung eine ungeheure Summe an Pretiosen und Geld gegeben wurde, um so den Markt vor Feuer und Untergang zu bewahren. In diesem Jahr konnte von den am Leben gebliebenen Bewohnern selbst das Allernotwendigste wie die Herstellung der Gebäude oder die Reparatur der baufälligen Ringmauer und Tore nicht mehr bewerkstelligt werden.

 

Türkenkriege (1683-1699)

Unter seinem Großwesir und Oberbefehlshaber Kara Mustafa versuchte das Osmanische Reich 1683, zum zweiten Mal nach 1529, Wien zu erobern und so das Tor nach Zentraleuropa aufzustoßen. Nach dem Scheitern dieser Belagerung wurden die Osmanen aus dem Königreich Ungarn vertrieben. Auch Soldaten aus Frontenhausen waren im bayerischen Heer, welches zur Rettung Ungarns in Bewegung gesetzt wurde. Unsere Gegend war zwar kein Kriegsschauplatz, aber es gab Truppendurchzüge, Einquartierungen und vor allem hohe, unerschwingliche Steuern und Grundlasten, die sogenannten Türkencontributionen. Diese betrugen 1664 in Frontenhausen 133 Gulden und 20 Kreuzer und wurden zweimal erhoben. Pfarrer und Dechant Melchior Thumb musste allein 3000 Gulden Kriegssteuer aufbringen und verlor zudem sechs seiner schönsten Pferde. Hinzu kam das große Heer an Vaganten und Bettlern, die zu einer Landplage wurden. Viele Ausländer waren darunter, auch Männer, denen die Türken die Hände abgehackt hatten.

 

Spanischer Erbfolgekrieg (1701-1714)

Das war ein zwischen 1701 und 1714 ausgetragener dynastischer Erbfolgekrieg zwischen den Herrscherhäusern Habsburg und Bourbon. Die Drangsale dieser Zeit lassen sich unter einem Satz zusammenfassen: „Lieber bayerisch sterben, als österreichisch verderben“. Bekannt sind die Sendlinger Mordweihnacht zum 25. Dezember 1705 bei München und die Bauernschlacht im niederbayerischen Aidenbach bei Passau (1706). In Frontenhausen gab es während dieser Zeit feindliche Besatzung, monatelange Standquartiere, Durchzüge von Soldaten, Rekrutierungen sowie Raub, Mord und Brand. Am 1. Januar 1704 rückte eine größere Abteilung feindlichen Militärs in den Markt ein, während der Bürgermeister flüchtete. Die Truppen blieben drei Monate hier und mussten von der Bevölkerung mit Naturalien versorgt werden. 1706 mussten für das österreichische Militär nochmals 1000 Gulden aufgebracht werden. Allein 1711 sprachen 680 Personen um Almosen beim Magistrat vor.

 

Der Marktbrand von 1739

Damals wurde ein großer Teil des inneren Marktes in Schutt und Asche gelegt. Entstanden war der Brand aus Fahrlässigkeit beim Bräu im heutigen Rathaus. Die Folgen waren umso schrecklicher, da sich das Feuer mitten im Winter ausbreitete. Der entstandene Schaden betrug mehr als 50000 Gulden. Die Gemeinde gelobte nach dem Unglück einen Kreuzgang zu Ehren des Hl. Florian nach Kirchberg (Pfarrkirche Gemeinde Kröning) und opferte eine achtpfündige Wachskerze. Eine gemalte Tafel zur Erinnerung an dieses Unglück hat sich leider nicht erhalten. Sie war an der Kirche angebracht und ca. 180 cm hoch und einen Meter breit.

 

Österreichischer Erbfolgekrieg (1740-1748)

Mehrere europäische Fürsten erhoben nach dem Tod Kaiser Karls VI. eigene Ansprüche auf die Habsburgischen Erblande bzw. das römisch-deutsche Kaisertum, als seine Tochter Maria Theresia den österreichischen Erzherzogthron bestieg. An Verwüstung, Gewalttaten, Seuchen, Sterben und anderen Drangsalen stand er dem 30-jährigen Krieg in unserer Gegend nur wenig nach. Außer Franzosen und Österreichern waren damals auch die berüchtigten ungarischen Kroaten und Panduren in unserer Gegend unterwegs. Am härtesten wurde der Markt nach der Marktrechnung 1743 hergenommen. Bereits im Winter 1742/43 lag ein Regiment im Standquartier im Ort, das pro Monat 1000 Gulden an Kosten verursachte. Dafür musste von der Einwohnerschaft eine zwölffache Steuer erhoben werden. Zusätzlich mussten die 28-30 Jagdhunde des Oberst vom besagten Regiment mit Brot versehen werden. Am Ende hatte Frontenhausen mehr als 50000 Gulden Schulden. Groß war die Zahl der ausgestorbenen Bürgerhäuser.

 

Der Marktbrand von 1770

Das war nach dem Brand von 1536 der verheerendste in der Geschichte unseres Ortes und brach am Sonntag vor dem Palmtag in einer Bäckerei aus, die sich neben dem heutigen Hotel „Zur Mälzerei“ befand. Innerhalb einer halben Stunde stand der ganze innere Markt in Flammen. 205 Gebäude samt Ernte und allen Lebens- und Futtermitteln verbrannten. Der Schaden betrug die unglaubliche Summe von 234747 Gulden. Die sogenannten „Abbrändler“ waren gezwungen, in ihren Kellern, Städeln und Stallungen zu vegetieren. Die Corporis-Christi-Kapelle neben der Pfarrkirche brannte ebenfalls ab und konnte erst 1788 durch Bischof Maximilian Prokop Graf von Törring wieder eingeweiht werden.

 

Napoleonische Kriege (1798-1815)

Napoleon Bonaparte (1769-1821) eroberte weite Teile Europas und drang bis Moskau vor. Er diktierte zunächst das Kriegsgeschehen, erlitte dann aber in Waterloo seine große Niederlage gegen ein vereintes Heer der sogenannten Koalition. Beim Einfall der Franzosen 1797 in Frontenhausen war die Quartierslast eine „erschröckliche“. Ein Jahr später waren nur 11 Tage quartierfrei. Die große Monstranz der Pfarrkirche war bereits weggebracht worden und nur durch „fußfälliges“ Bitten des Magistrates und des Pfarrherrn und durch finanzielle Unterstützung eines Landshuter Bürgers konnte sie gerettet und wieder zurückgebracht werden. Im April 1809 zogen mehr als 50000 Mann des 4. Österreichischen Armeekorps durch den Markt, 2/3 davon beanspruchten Quartier im Ort und in den umliegenden Gegenden. Der Tischlermeister Bartholomäus Ellwanger von hier, ein bayerischer Chevaulegers-Kavallerist, war bei der Befreiung Landshuts von den Österreichern dabei, ebenso wie  auch beim Feldzug gegen Russland. Als einer von ganz wenigen bayerischen Soldaten kam er nach Hause zurück. Er war Mitgründer des Militärvereins und wurde Ehrenbürger. Die Straße beim Friedhof trägt seinen Namen.

 

Im Jahre 1828 wurde die Gendarmeriestation Frontenhausen errichtet und 1846 die Postexpedition. 1895 richtete man ein Elektrizitätswerk in der Bürgermühle ein. 1904 wurde das Knabenschulhaus erbaut, ausgeführt vom Baumeister Josef Renkl, dem Bruder des gleichnamigen Bräus von hier. 1907 ließ der Markt durch die Waagenfabrik Müller & Sohn aus München vor dem Rathaus eine befahrbare Brückenwaage einrichten.

 

1. Weltkrieg (1914-1918)

Am 31. Juli 1914 traf nachmittags die Nachricht im Markt ein, dass der Kriegszustand verhängt worden ist. Tags darauf erfolgte die Mobilisierung. Nur ein Mann musste an diesem Tag zu den Waffen. Eine Woche später traten beim Sonntagsgottesdienst die Einberufenen vor und knieten tief nieder, als der Benefiziat ihnen den Segen spendete. Bis zum 7. August mussten bereits rund 85 Männer einrücken. Sie zogen hinaus zur Vilsbrücke, begleitet von einer Menge Leute. Herr Benefiziat Hirsch richtete an die Scheidenden noch einige Worte der Tröstung, ließ sie niederknien, segnete sie und betete ein Ave Maria mit ihnen. Lauter verheiratete Männer aus allen Ständen – Taglöhner, Bauern und Bürger. „Wer kann diesen Schmerz beschreiben und diesen Jammer der Hinterbliebenen; dieses Weinen und Wehklagen der Kinder und Frauen! Doch die Krieger ziehen ernst und mutig fort in den Kampf, alle sind geeint und beseelt von dem Gedanken: Fürs Vaterland! Man merkt keine Standesunterschiede mehr, alle Streitigkeiten des Lebens, alle Disharmonie ist verstummt, einer reicht dem anderen die Hand. Die Leute wissen: Es ist ein uns aufgezwungener – ein gerechter und heiliger Krieg, daher kein Widerwille.“ So beschreibt es der Lokalhistoriker Franz Xaver Erlmeier in seiner Tageschronik von 1914.

 

Nationalsozialistische Gewaltherrschaft 1933 - 1945

Obwohl bei den letzten einigermaßen freien Reichstagswahlen im März 1933 in Frontenhausen die BVP und die SPD drei Viertel aller Stimmen erreichten, besetzte bei der sogenannten „Machtergreifung“ die NSDAP alle 12 Marktratsposten. Neuer Bürgermeister wurde der Hotel- und Brauereibesitzer Hans Röhrl. Er blieb es bis 1935, als er nach parteiinternen Streitigkeiten zurücktreten musste. Ihm folgte der Kleiderfabrikant und Schneidermeister Mathias Brandhuber, der selbst als BVP-Bürgermeister 1933 in Schutzhaft gekommen war. Er blieb bis zum Juni 1945 auf diesem Posten. Ortsgruppenleiter der NSDAP war ab 1932 der Malermeister Willy Lang, bis er 1938 nach einem verurteilten Vergewaltigungsvergehen aus der Partei ausgeschlossen wurde. Ihm folgte Otto Bauer, bestens vernetzt im Ort als Hauptlehrer, Organist und Leiter von Liedertafel und Kirchenchor, nicht weniger fanatisch ein überzeugter Nazi.

 

2. Weltkrieg

Unzählige Männer und Frauen aus Frontenhausen taten im Krieg Dienst bei der Wehrmacht oder waren dienstverpflichtet beim männlichen oder weiblichen Reichsarbeitsdienst. Französische Kriegsgefangene mussten bei verschiedenen Arbeitgebern/Bauern im Ort arbeiten und waren im Ahamer Hof untergebracht. Aus dem Jahrgang 1924 überlebten nur zwei Männer dieses Kriegsgräuel. Am 2. Mai 1945 zogen amerikanische Truppen in den Markt ein und beendeten so die Naziherrschaft in unserem Ort. Der Pfarrmesner Paul Auer wurde von der amerikanischen Militärregierung zum neuen Bürgermeister ernannt. 1946 konnte er für die CSU dieses Amt bei den ersten freien Wahlen verteidigen.

Liste Gefallene Weltkrieg

 

Nachkriegszeit

Frontenhausen war zum Glück ohne große Beschädigungen vom Kriegsgeschehen in den Frieden zurückgekehrt. Unzählige Familien und Frauen mussten den Tod ihres Sohnes oder Ehemanns beklagen. Aber man ging daran, das Neue aufzubauen. 1958 wurde im ehemaligen RAD-Lager der gemeindliche Kindergarten eröffnet und daneben im alten, umgebauten Thurnbauernhof das Altersheim eingerichtet. 1963 konnte ein neuer Anbau an das Kreiskrankenhaus eingeweiht werden. Ab den 70er Jahren begann der Ausbau des innerörtlichen Straßennetzes. 1974 wurde der Marienplatz erstmals komplett geteert. Im Osten wurde ein erstes Neubauviertel eingerichtet mit einem neuen Schulgebäude. Es folgten mehrere weitere Baugebiete im Osten und Westen des Ortskerns. Der Ort entwickelte sich weiter und die Bevölkerung wuchs stetig an. Deshalb mussten in der Eggergasse und im Haagerfeld neue Kindergärten und Kitas errichtet werden. Die Frisch- und Abwasserversorgung wurde stetig ausgebaut. 2009 konnte schließlich eine umfassende Ortskernsanierung mit der Neugestaltung des Marienplatzes vollendet werden.

 

Der Fund von Altenkirchen

Dr. Ludwig Kreiner, Kreisarchäologe

Aufsehenerregender Fund eines Hortes/Depot von Votivgaben im Kirchturm von St. Corona in Altenkirchen/Frontenhausen

 

Ob die Heilige Corona (übrigens auch Schutzpatronin der Schatzgräber) bei der Wiederentdeckung der Votivgaben geholfen hat, weiß ich nicht, aber bereits 1929 kamen in einem Hohlraum unterhalb der Kanzel einige Tonvotive zum Vorschein. Erst im August 2002 wurde in den Zwickeln des Kreuzgewölbes über der Sakristei ein Komplex aus Ton- und Holzvotiven geborgen, der als größter Fund seiner Art gilt. Dem umsichtigen Handeln eines Elektrikers, der damit beschäftigt war, ein Elektrokabel durch einen Gewölbezwickel zu verlegen, dem Architekten (der den Fund dem Heimatpfleger und Museumsleiter von Vilsbiburg Lambert Grassmann meldete) und unserem Kreisarchäologen Dr. Ludwig Kreiner mit Grabungstechniker Robert Pleyer unterstützt von 12 Hobbyarchäologen ist es zu verdanken, dass der Fund in kurzer Zeit zu Tage gefördert werden konnte.

Fund Archäologie

Gefunden wurden rund 400 Löffel aus Kirsch-, Nussbaum- oder Lindenholz, aber auch aus Horn geschnitzt und zum Teil mit feinen Mustern verziert. Viele der Löffel weisen Gebrauchsspuren auf. Unbeantwortet bleibt die Frage, ob die wohl bereits im späten 15. Jahrhundert oder anfangs des 16. Jahrhunderts gefertigten Holzlöffel in Verbindung mit einer früheren Verehrung der Hl. Elisabeth stehen. Sie wurden vermutlich bei Magenleiden, Erkrankungen des Mund- und Rachenraumes, Zahnschmerzen, Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden Sprachproblemen oder auch bei Stummheit geopfert.

 

Bild Kopf Archäologie

 

Der zweite Teil des Fundes besteht aus etwa 150- 170 Tonkopfvotiven (im Volksmund „Tonkopfurnen“ genannt). Die meisten der Köpfe sind reduzierend gebrannt , dadurch erhielten sie ihre charakteristische dunkelgraue bis schwarze Färbung. Einige sind oxidierend gebrannt, nur wenige weisen eine grüne Glasur auf. Die ältesten Tonkopfvotive werden in die Mitte des 16. Jahrhundert datiert, allerdings ist fraglich, ob ausschließlich Kopfschmerzen für die Opferung der Tonköpfe ausschlaggebend waren. Tonkopfvotive wurden überwiegend im südostbayerischen Raum und Braunauer Innviertel meist enthaupteten Märtyrer gestiftet wie den Heiligen Alban, Baptist, Dionysius, Johannes, Koloman, Theobald und Valentin aber eben auch der Hl. Corona.

 

Tierdarstellung

 

Tierdarstellungen ( überwiegend sind es abstrakt geformte Kröten als Darstellung der Gebärmutter, die wohl bei einem Kinderwunsch geopfert wurden) befinden sich unter dem umfangreichen Fundmaterial ebenso wie Kühe, Pferde, Hunde und Schweine, also Haustiere, die seit jeher einen großen Wert für die Landwirtschaft darstellten.

Beine aus Glas

 

Ebenfalls kommen Gliedmaßen wie Arme, Hände, Augen und Beine aus Holz oder Ton in unterschiedlichen Größen und Macharten vor, zudem ist zu beobachten, dass Beine offenbar meist paarweise auftreten.

 

FundstückFundstück 1Fundstück 2Fundstück 3

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein kleiner grün glasierter Reiter, mehrere menschliche Figuren, ein gemodelter Knabenkopf, Medaillons, Reliefplatten, „Schuhe“, Heiligenbilder, Tongefäße, Münzen, Rosenkranzperlen, Reifen aus Textilien sowie angeknabberte Zwetschgenkerne mit vermutlich dazugehörenden skelettierten Kirchenmäuse vervollständigen den Fundkomplex.

 

Über die im niederbayerischen Raum populäre Hl. Corona, bekannt auch als „Krofrauerl“, erzählt das Heiligenlexikon, dass sie im ersten, nachchristlichen Jahrhundert zwischen zwei empor schnellende Palmen gebunden in Stücke gerissen wurde und so ihren Märtyrertod fand. Bezugnehmend auf dieses Martyrium sind die Gründe leicht nachvollziehbar, warum sich die Gläubigen mit Beinen, Armen, Füßen, Händen und Köpfe aus Ton, sog. Tonvotive, bei Krankheiten, Unfällen oder auch aus Dankbarkeit an die Hl. Corona nach Altenkirchen wandten. Aufklärung und Säkularisation beendeten das Tonvotiv- Brauchtum und die Wallfahrt nach „Croa“, deren Blütezeit wohl zwischen 1600 und 1800 lag. Wann die Wallfahrt in Altenkirchen genau endete, ist nicht gesichert bekannt. Frische Brüche lassen vermuten dass die Votivgaben in aller Eile in die Gewölbezwickel verfüllt wurden, die danach sofort mit einem Ziegelpflaster verschlossen wurden. Wann die einst aus frommen Glauben in die Kirche gebrachten Votive weggeräumt wurden, ist nicht gesichert bekannt, aber es fanden sich in der Verfüllung auch noch Heiligenbildchen aus der Mitte des 19. Jahrhundert.

 

Die Funde von Altenkirchen sind teilweise in der Turmhalle der Wallfahrtskirche von Altenkirchen ausgestellt, zum Teil werden sie im Marktarchiv in Frontenhausen verwahrt. Zudem befinden sich Teile des 1929 gefundenen Komplexes in der Sammlung Kriss, die in der Zweigstelle des Bayerischen Nationalmuseums im Straubinger Herzogsschloss gezeigt wird.

 

Auszugsweise, mit freundlicher Genehmigung, aus dem ersten Kurzbericht im Jahrbuch „Archäologisches Jahr Bayern 2002“ (2003) S140-143 und dem Vortrag zum 22. Niederbayerischen Archäologen Tages von Dr. Ludwig Kreiner, Kreisarchäologe.

 

Dr. Ludwig Kreiner [Hrsg.]: “Wallfahrtskirche St. Corona in Altenkirchen, Markt Frontenhausen. Archäologische und archivalische Spurensuche. Katalog zur Ausstellung s'Croafrauerl im Niederbayerischen Archäologiemuseum Landau a.d. Isar vom 17.8.-7.10.2007.“; Rahden, Westf. (2007)

 

Ders.: „Tönerne und hölzerne Votive aus dem Kirchturm von Altenkirchen, Markt Frontenhausen, Niederbayern“; in: Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern, West- und Südböhmen. Treffen Bd. 14 (2005) S. 246-257

 

Ders.: „Wiederentdeckte Votivgaben aus Holz und Ton in der Kirche zur St. Corona in Altenkirchen, Gemeinde Frontenhausen, Niederbayern“; in:

  • Vorträge des 22. Niederbayerischen Archäologen Tages, S. 111-138; 2004
  • Keramik als Zeichen regionaler Identität. Beiträge des 36. Internationalen Hafnerei-Symposiums, S. 73-85; 2005

 

Kunst im Finanzamt - Votivgaben aus St. Corona in Altenkirchen/Frontenhausen (2010)

Passauer Neue Presse – Rottaler Anzeiger Ausgabe vom 29.01.2010

 

Finanzamt präsentiert Votivgaben

 

Präsentierten wertvolle Votivgaben: (v. li.) Eggenfeldens Bürgermeister Werner Schießl, sein Trifterner Kollege Walter Czech, Landrätin Bruni Mayer, Finanzamtsleiter Dr. Michael Glükher, Landrat Heinrich Trapp, Kreisarchäologe Dr. Ludwig Greiner und Reinhard Heger, Vizepräsident des Landesamtes für Steuern.

 

Dr. Ludwig Kreiner, Kreisarchäologie am Landratsamt Dingolfing-Landau, stellte die Votivgaben aus der Kirche St. Corona in Altenkirchen vor. Es sei immer noch nicht ausreichend erforscht, so der Referent, warum die Bürger vor etwa 500 Jahren auf dieser Art und Weise die Gaben in die Kirche gebracht hätten. "Die tiefe Gläubigkeit und die Mentalität der Menschen in der damaligen Zeit erklärt wahrscheinlich, dass sie die Gaben entweder als Dank oder als Bitte dargebracht haben", mutmaßt Dr. Ludwig Kreiner. So seien es vor allem die Schutzpatrone und eher unbekannte Heilige gewesen, die wegen der recht irdisch ausgerichteten Glaubensvorstellung des späten Mittelalters - bei der ländlichen Bevölkerung eine besondere Verehrung erfuhren. Der Landrat von Dingolfing-Landau, Heinrich Trapp, war fasziniert von den Votivgaben, die aus seinem Landkreis stammen und für kurze Zeit das kulturelle Angebot der Stadt Eggenfelden bedeutend erweitern würden. Nachdenklich fügte er hinzu: "Wir schauen beim Betrachten der Funde in eine Welt hinein, die uns heute gar nicht mehr bewusst ist."