Marktplatz mit Rathaus und Mariensäule

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Die Geschichte der im 8./9. Jahrhundert an einem Übergang über die große Vils gegründeten Siedlung ist vornehmlich mit den Bischöfen von Regensburg und den Herzögen von Bayern verknüpft. 1226 war Frontenhausen an das Hochstift Regensburg gefallen, während die Grafschaftsrechte (Hochgericht) an die Herzöge von Bayern übergingen. Im April 1386 musste der Ort vom Regensburger Bischof Johann von Moosburg (ein unehelicher Sohn Herzog Stephans III. von Bayern) aus Geldnot an die Wittelsbacher verkauft werden. Im September desselben Jahres bestätigte der Herzog dem Markt seine Rechte sowie drei Jahrmärkte. Darauf verweist der Marienplatz als Marktplatz, der mit seinem seltenen quadratischen Grundriss Denkmal dieser Rechts- und Herrschaftsgeschichte geblieben ist. Von der zwischen 1418 und 1424 errichteten Marktbefestigung mit ehemals drei Toren, von denen das letzte erst 1903 abgebrochenwurde, haben sich keine das Ortsbild bestimmenden Spuren erhalten.

 

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Unteres Tor im Osten an der Kreuzung Bahnhof mit Gangkofener Straße, Oberes Tor an der Vilsbiburger Straße im Westen und im Norden das sogenannte "Geißelungstor" an der Dingolfinger Str. (© Josef Wunderlich)

 

Die Dreizahl der Tore und deren Namen verweisen auf die Verkehrslage an der rechts des Flusses verlaufenden Vilstalstraße, welche die Südtangente des Platzes bildet und eine Abzweigung nach Norden in Richtung Dingolfing entsendet, die am Nordosteck den Platz verlässt. Der Ort wurde vor allem 1536 und 1770 von Bränden heimgesucht, so dass von der ursprünglichen Holzbauweise im Markt selbst nichts erhalten geblieben ist. Die bestehende Bebauung reicht teilweise noch in das 18. Jahrhundert zurück und ist meist zweigeschossig, wobei die älteren Gebäude giebelseitig zum Platz stehen. An der Westseite bilden Apotheke und Rathaus von 1737 mit ihrem gemeinsamen traufseitigen Walmdach eine geschlossene Platzfassade. Die Verbindung von weltlichem Markt und christlicher Ortsgeschichte wird zudem durch die Mariensäule von 1874 dargestellt, die an das Dogma der Unbefleckten Empfängnis von 1854 erinnert.

 

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Die Mariensäule in der Form von 1874, 1974 und heute.

 

Das Rathaus bestand in der Vergangenheit aus zwei Hausnummern und wurde ca.1737 erbaut. 1815 befand sich dort der Rammerbräu mit realer Brauerei- und Tafernengerechtigkeit. Noch heute weisen zwei mächtige, aus Ziegelsteinen gemauerte Keller unter dem Rathaus auf diese Funktion hin. Später befand sich hier das Postamt und eine Polizeistation. Das Gebäude links, heute die Marienapotheke, wurde 1846 als Haus des Marktschreibers und Gerichtshalters bezeichnet. (Marienplatz 1, Apotheke, Denkmalliste D-2-79-115-20; Marienplatz 3 und 5, Rathaus, bildet eine Baueinheit mit Marienplatz 1, Denkmalliste D-2-79-115-21)

 

Rathaus früher Glocke

Rathaus und Apotheke nach dem II. Weltkrieg. Glocke im Dachreiter auf dem Rathaus. (Foto Rathaus © Markus Renkl aus der Sammlung seines Vaters Meinrad Renkl; rechts: Glocke im Dachreiter © Gerhard Vilsmaier, Bauhof Markt Frontenhausen)

 

Eindrucksvoll ist der alte Dachstuhl aus handgeschlagenen Eichenbalken, der über beiden Häusern aufgeführt ist. In ihm befindet sich heute über dem Rathaus das Marktarchiv. Auf ihm thront weithin sichtbar ein Dachreiter mit Glocke. Sie diente früher, vor der elektrischen Zeit, wohl als Feuerglocke. 1853 wurde sie in der Gießerei Joseph Bachmair in Erding hergestellt. Die Gebäude rings um den Marktplatz beherbergten in der Mitte des 19. Jahrhunderts acht Wirtshäuser mit und ohne Braurechte sowie mit Weißbierausschank, vier Handwerker (Lebzelter/Zuckerbäcker, Fleischbank der Metzgerzunft, Hutmacher, Metzger und Schmied) und drei Kramer und Händler. Die Überzahl der Wirtshäuser erklärt sich sicher mit der Funktion des Marktplatzes, als der Stelle in Frontenhausen, an dem sich das öffentliche Leben abspielte. Hier hielten die Händler Rast auf der Durchreise, hier wurde jede Woche Viehmarkt gehalten und das Getreide gehandelt (Schranne), hier war der öffentliche Gerichtsplatz und hier wurden die großen Jahrmärkte abgehalten.